Viktor Lois

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Geb. 1950 in Tatabánya /Ungarn. Nach einer technischen Berufsausbildung arbeitet er ab Mitte der 70er Jahre autodidaktisch als Bildhauer abseits der zeitgenössischen Kunstszene. Er fertigt Skulpturen aus einfachsten Materialien (Glas, Holz).

In Szentendre kommt er in Kontakt mit regimekritischen Künstlerkreisen. Dort beginnt er sich auch intensiv mit Maschinen zu beschäftigen, für deren Funktionalität er sich interessiert. Er beginnt Skulpturen aus Maschinenteilen zu bauen und beginnt schließlich, sich Mitte der 80er Jahre auf den Bau von Musikinstrumenten aus diesen Materialien zu konzentrieren.

Im September 1987 findet das erste Konzert statt, das Lois mit seinen eigenen Instrumenten gibt. Lois gründet die Gruppen "Lois Ballast-Weight Group" (1987), "Viktor Lois Ballast of Mind"(1991) und "Tundravoice" (1993). Lois gab und gibt mit diesen Gruppen zahlreiche Konzerte in ganz Europa. Seine Instrumente und Objekte wurden in Ausstellungen u.a. im Kiscelli Museum Budapest 1992 und auf der Biennale Venedig 1993 gezeigt.




Das innere Ohr
Internationales Festival zeitgenössischer Musikperformance
Linz, Offenes Kulturhaus, 2. - 4. 3. 1995


Tundravoice

3.3.1995, Raum 303, 21 h

Tundravoice (eine mechanische Zeitgruppe):


Victor Lois Lichtgitarre, liegende Säulengitarre
Säulengitarre, Drehsesselbein,
Rythmusinstrument
Attila Hetesi Kaffeemaschinenbaß
Akus Silye 12-saitiges Reibtasten-Instrument,
Lichtgeige
Akos Kristofi 12-saitiges Reibtasten-Instrument,
Kaffeemschinenbaß

Victor Lois Munkácsy, Bildhauer, läßt seit 1987 seine Tonvorstellungen mit selbstgebauten und -entwickelten Musikgeräten, nach eigenen konstruktiv beeinflußten Formaten, erklingen. Diese außergewöhnlichen Apparaturen lassen durch ihre eigene Funktionalität eine eigene "Klang- und Rhytmuswelt" entstehen. Einmal zum Klang gebracht werden wir Zeugen einer repetierenden, meditativen Atmosphäre. Jeder kann aus diesen Geräten Klänge "aktivieren" und wird dadurch unmittelbar mit dem Eigenleben des Apparates konfrontiert.

Nach zahlreichen Ausstellungen, mehreren Konzerten und verschiedenen Besetzungen entstand Anfang 1993 die Gruppe Tundravoice, die den Schwerpunkt ihres Repertoires von gerätespezifischer Musikalität abhängig macht. Die neue Musik ist teils extatisch, teils verspielt, teilweise auch eine Mischung von beidem. Die Monotonie dieser fesselnden Abwechslung ist wellenartig, verharrt manchmal lange Minuten wie ein Fluß, der obwohl er schon das Meer erreicht hat, seinen Weg noch weiter erklingen läßt.

Die "Tundravoice"-Musik ist ein abwechselnder, natürlicher Klang, wie ein Herzschlag, Wassergeräusche, Himmelsklänge oder Wellen, die sich am Strand brechen: einfach existierend. Die Tundra ist deshalb wichtig, weil sie noch relativ unberührt ist, im Gegensatz zu weiten Teilen der Erde (z.B. dem Dschungel). Trotzdem, sehen sich Tundravoice nicht als "Naturschützer". Aber es gibt musikalische Verbindungen mit der Tundra, welche lange Zeit Kälte und Winden ausgesetzt ist, um dann für ein bis zwei Monate grün zu werden, zu erblühen und um sich dann wieder auf die nächste Kälteperiode vorzubereiten. Ich glaube, daß die Konzentration, welche die Natur hier zeigt, für uns beispielhaft ist.

"Das ist das Tundra-Gefühl, man braucht dazu keine Gehirnblutung wir stehen nicht auf Bananenbäume, sondern auf den Klang der Tundra das ist das Tundra-Gefühl, wie eine Glocke im Gehirn wir stehen auf die Tundra, unsere Form wird sich nicht ändern...."

(Viktor Lois, Übersetzung: Marc Vojka)


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