NACHTSPRACHE

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Musikszenen zum "Ulysses" von James Joyce




YOUTH HAS AN END
Ein Liebesgedicht, das nie aufgesagt wurde (1993)


THOMAS DÉZSY: KOMPOSITION, KLAVIER
HERBERT MOULTON, HELMUT BOHATSCH,
SUSA PAUL: GESANG, SPRACHE
ELISABETH FLUNGER: SCHLAGINSTRUMENTE
WALTER EBENBERGER: VIOLINE
PETRA KIEßLING: VIOLONCELLO


YES
Szenischer Monolog nach James Joyce (1993)
für präpariertes Klavier, Schlaginstrumente, Gesang, Sprache,
Aktion, Licht, Projektionen und Tonband

CHRISTIAN UTZ: KONZEPTION, INSZENIERUNG, TONBAND, PROJEKTIONEN
HANNES LÖSCHEL: PRÄPARIERTES KLAVIER
ELISABETH FLUNGER: SCHLAGINSTRUMENTE
BARTOLO MUSIL: GESANG
SUSA PAUL: SPRACHE
LICHT: GUNTHER SACKL
TEXTGRAPHIKEN: CHRISTINE HUBER




Nachtsprache ist ein Begriff für das komplexe Sprachgewebe bei James Joyce, wie es in den beiden Romanen "Ulysses" und "Finnegans Wake" entwickelt wurde. Im "Ulysses", Joyces Meisterwerk, das die Gattung des traditionellen Romans in Frage stellt und an die Grenzen der Literatur stößt, überlagern sich mehrere Ebenen an Assoziationen und Denkprozessen, die eine musikalische Deutung geradezu herausfordern.

Zwei "halbszenische" Kompositionen, im Übergang zum Musiktheater oder doch schon Musiktheater, sind aus diesem Sprachgewebe hervorgegangen.

Als Grundlage von "Youth has an End" von Thomas Dézsy diente ein Notizbuch, das Joyce während seiner Zeit in Triest anlegte und das Reflexionen einer Liebschaft enthält. Joyce diente dieser kurze Text als wichtige Quelle für die Entwicklung seiner späteren Romane "Ulysses" und "Finnegans Wake". In der als Erinnerung konzipierten Stück Dézsys erlebt ein altgewordener Joyce seine Begegnung nach. Musik von Wagner, Dowland und Sweelinck ist in ein Klangband eingebaut, dieses wiederum in ein Zeitraster, das Ganze durch Farben via Videomonitor gesteuert.

Die zeitliche Komponente des inneren Monologes und dessen ständiges Fließen stehen in "Yes" von Christian Utz (nach dem letzten Kapitel des Ulysses "Penelope") im Vordergrund. Um das Klavier als zentralen Punkt werden mehrere Schlagzeugpositionen von einer Schlagzeugerin bespielt. Die Musik rückt neben den dominierenden Sog des interpunktionslosen Textes der Molly Bloom, von dem das Bewegungsgeschehen der Musiker überlagert wird. Während einer längeren Arbeitsphase wurde dieses Projekt von allen Beteiligten gemeinsam "komponiert", was durch bewußte Freiräume in den Konzeptionen des Komponisten, die den Ausgangspunkt dieser Arbeit bildeten, ermöglicht wurde. Dabei entstand in enger Beziehung zum Raum und gemeinsam mit den Musikern der Gruppe Chroma eine Work-in-Progress Situation, die zu einer fortwährenden Veränderung der am Abend aufgeführten Version führte.

Nachtsprache beruht also nicht nur auf Technik, Form und Inhalten des "Ulysses" im engeren Sinne, sondern meint auch das Zusammentreffen von Komponist, Autor, Interpret und Zuschauer zu einer neuen Kreativität und neuen Voraussetzungen der Gestaltung, die sich bewußt von der erstarrten Reglementierung des Konzertbetriebes absetzen wollen. Nicht nur die Form des Konzertes und das traditionelle Verhältnis Komponist-Interpret-Publikum wird dabei kritisch hinterfragt, sondern auch das ganze Gebiet der Aufführungsvorbereitung und -konzeption auf eine neue Basis gestellt.

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