TRAUM STÜCKE

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Zwei intermediale Performances




Vernetzte Erlebnisse im Augenblicks Theater

Wien - Als drückten sie, die Musiker, im Theater des Augenblicks nichts als die Schulbank: Mit dem Rücken zum Auditorium gekehrt, vernehmen sie die Worte des Erzählers. Und wie dieser dasteht, wirkt er in der intermedialen Performance The Mookse and the Gripes von Thomas Dézsy nach Texten von James Joyce eben zunächst eher als gestrenger Pädagoge. Später wird er hinter einer Leinwand verschwinden und auch die Musiker werden ihm nachfolgen. Nur ihre Silhouetten sind dann wahrzunehmen, samt aller Gesten, die, als vergrößerte Schatten, gleichsam den Rhythmus der Musik nachzeichnen. Die Klänge zum Joyce-Wort, sie reagieren später auf Leinwand-projektierte Bilder, wollen die Vielfalt. Ist ihnen zunächst Statik ein Anliegen, so scheuen sie im weiteren Verlauf auch das Aufbäumen nicht und nehmen später gerne eine Position zwischen Marsch, Kinderlied und witziger Nostalgie ein. Eine Abneigung gegen den Ton des Tonalen ist hier nicht zu orten. Dezsy erkennt in ihm eine mögliche Quelle des Atmosphärischen.

Auch bei Christian Utz ist an diesem KlangArten-Abend Ähnliches zu beobachten. Sein nachfolgendes Demaskiertes Universum gestattet die sanfte Geigen-Kantilene so gerne wie ein markantes Saiten-Gesäge. Und wie bei Dézsy sind die (Masken-Teile tragenden) Musiker wieder in die theatralischen Prozesse eingebunden. Zunächst stumm, finden sie durch einen Tänzer (Gunther Sackl) von ihrer Maske befreit zur Klangsprache. Wobei ihnen Utz streng Notiertes ebenso anvertraut wie jenen Raum, den sie improvisierend auszufüllen haben.

Doch Bilder, Gesten, Darstellung, Tanz und Musik: Sie scheinen einander immer wieder zu brauchen. Daß sie für sich dastehend überleben würden, konnte man nicht immer glauben. Wenn es schon ein Erlebnis war, dann gleichsam eine Art vernetztes.

Ljubisa Tosic, Der Standard, 11.4.1994

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